26.10.2017 | SchulKinoWochen 2017

Wenn das Kino zum Klassenraum wird

Mehr als „nur" ein Kinobesuch: Ende November starten in Hamburg und Schleswig-Holstein wieder die SchulKinoWochen. Rund 100 Filme werden vom 20. bis 24. November (Hamburg) bzw. 27. November bis 1. Dezember (Schleswig-Holstein) in über 50 Kinos zu sehen sein. Die Vorführungen sind speziell für Schulklassen konzipiert und sollen Kinder und Jugendliche an den Bereich Filmbildung heranführen.

Welche Wirkung erzielt der Regisseur durch den Gebrauch einer Froschperspektive? Und wie nehmen wir eine Szene mit und ohne Filmmusik wahr? Einfache Mittel, großer Effekt. „Gerade in Zeiten von Fake-News und YouTube sind Filmbildung und Medienkompetenz wichtiger denn je", sagt Lili Hartwig von der KurzFilmAgentur Hamburg, die in der Hansestadt für die Durchführung der SchulkinoWoche zuständig ist. In vielen Schulen werden bereits entsprechende Unterrichtseinheiten angeboten – in vielen aber auch nicht. Die SchulKinoWoche bietet Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit, sich dem Thema mit jeder Menge Hilfestellung anzunähern. Das einwöchige Event findet bundesweit jeweils im Frühjahr und Herbst statt – Hamburg und Schleswig-Holstein starten Ende November.

Das Programm

Die Bandbreite an Filmen ist auch in diesem Jahr wieder enorm: So zeigt die Schulkinowoche Hamburg neben Klassikern wie Das Sams auch aktuelle Produktionen wie Amelie rennt oder den Eröffnungsfilm Simpel mit Frederick Lau und David Kross. Schleswig-Holstein kann sich ebenfalls auf einen abwechslungsreichen Mix aus alten und neuen Independentfilmen und Kinohighlights freuen. Slumdog Millionär und Ziemlich beste Freunde neben Ein Sack voll Murmeln und dem Eröffnungsfilm Es war einmal Indianerland von Hamburg Media School-Absolvent İlker Çatak. Das Programm richtet sich an ein breites Altersspektrum – von Vorschule bis zur Erwachsenenbildung ist für jeden etwas dabei. Die meisten Filme werden mehrmals gezeigt, damit möglichst viele Klassen die Möglichkeit haben, auch die sehr beliebten Titel zu schauen.

Das komplette Programm für Hamburg gibt es hier 

Das komplette Programm für Schleswig-Holstein gibt es hier 

Filme während der SchulKinoWochen

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Extras für den Unterricht

Zu fast jedem Kinofilm gibt es Begleitmaterialien zur Vor- und Nachbereitung im Unterricht. Die Arbeitshefte beinhalten unter anderem geschichtliches Hintergrundwissen, Interviews mit Darstellern und Filmteam, Analyseaufgaben und Beispiele für Gruppenarbeiten." Viele Filme werden darüber hinaus durch so genannte Kinoseminare ergänzt, bei denen Darsteller, Regisseure Moderatoren oder Kulturpädagogen mit Lehrern und Schülern über den Film sprechen, sagt Lili Hartwig. "So wird der Kinosaal zum Klassenzimmer und das Kinoerlebnis zur interaktiven Unterrichtseinheit."

Veranstalter und Förderer

Für die Erstellung des Filmkatalogs (aus dem jede SchulKinoWoche ihr Programm zusammenstellt) ist VISION KINO aus Berlin verantwortlich , die auch gleichzeitig Initiator der SchulKinoWoche in ganz Deutschland sind. Die Initiative zur Förderung der Film- und Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen wird von der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Filmförderungsanstalt, der Stiftung Deutsche Kinemathek sowie der „Kino macht Schule" GbR unterstützt. Darüber hinaus gibt es in den jeweiligen Bundesländern ein Netzwerk aus Partnern und weiteren Unterstützern. In Hamburg gehören hierzu etwa die Behörde für Schule und Berufsbildung und die KurzFilmAgentur Hamburg, in Schleswig-Holstein unter anderem das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Bundesweiten Support gibt es von der Bundeszentrale für politische Bildung

Schwerpunkt-Themen

Zum 10-jährigen Jubiläum der SchulKinoWoche Hamburg wird die Hansestadt als Drehort und Filmstadt einen der Schwerpunkte bilden. Von den Pfefferkörnern über die Dokumentation Alles gut bis hin zu Tschick und der St. Pauli Doku Manche hatten Krokodile werden zahlreiche Filme gezeigt, die in Hamburg oder aus Hamburg heraus produziert wurden.

Anlässlich des 500. Reformations-Jubiläums wird es in diesem Jahr ein Extra-Programm geben, das sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit historischen und theologischen Grundlagen reformatorischen Denkens beschäftigt – als Beispiele seien hier die Filme Selma, Luther sowie Storm und der verbotene Brief genannt. Diesen Schwerpunkt setzen übrigens beide Länder – genauso wie das Wissenschaftsjahr 2016/17, das ganz im Sinne der Meere und Ozeane steht und Filme wie Deepwater Horizon oder Immer noch eine unbequeme Wahrheit bereithält.

Den letzten Punkt im Sonderprogramm bilden die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030, ein weltumspannendes Programm der United Nations. Ausgewählte Filme wie Captain Fantastic oder Ephraim und das Lamm beschäftigen sich mit dem Ist-Zustand der Erde und den Bedürfnissen heutiger und kommender Generationen.

Schwerpunktthemen

Fortbildung für Lehrer

Nicht nur die Schüler sollten im digitalen Zeitalter kritisch an Kino-, Film- und Internetproduktionen herangehen, als Pädagogen sind im Bereich Medienkompetenz natürlich besonders die Lehrer gefragt. Hier hilft die SchulKinoWoche mit einem großen Angebot an Workshops und Seminaren weiter, die genau auf die Bedürfnisse im Unterricht abgestimmt sind. So wird etwa die Frage geklärt, wie ein Kinobesuch mit verschiedenen Methoden und Techniken vor- und nachbereitet werden kann, welche Auswirkungen der Ton im Film hat oder wie Filme mit einfachen Mitteln selbst gedreht werden können. Die Veranstaltungen werden von erfahrenen Medienpädagogen, Film- und Kulturwissenschaftlern geleitet, erstrecken sich in der Regel über einen Zeitraum von 2 bis 4 Stunden und finden (bzw. fanden teilweise schon) in Hamburg und Kiel statt.

FAQs

Für welches Alter sind die SchulKinoWochen gedacht?

Es gibt passende Filme vom Vorschulalter bis hin zur Erwachsenenbildung

Sind die Vorführungen nur für Schulklassen?

Ja, zumindest die Vorstellungen, die vormittags gezeigt werden. Sollte ein begründetes Interesse von „Externen" bestehen, sind Sonderregelungen möglich

Muss man sich im Vorwege für die Kinovorstellungen anmelden?

Ja, zur Anmeldung geht's hier:
Für Hamburg
Für Schleswig-Holstein 

Wieviel kosten die Kinovorführungen, Kinoseminare und Lehrerfortbildungen?

Der Eintritt für Kinovorführungen/Seminare kostet 3,50 Euro pro Schüler, Begleitpersonen zahlen nichts. Die Fortbildungen für Lehrer sind kostenlos.

300 Anmeldungen in 3 Tagen

Fortbildungen, Kinoseminare und mehr als 100 Filme im Programm - um es kurz zu machen: die SchulKinoWoche bietet ein prall gefülltes Programm, bei dem für jeden etwas dabei ist. Und der Trend der letzten Jahre zeigt, dass die Veranstalter mit ihrem Programm in Schwarze treffen. „Bei der ersten SchulKinoWoche Hamburg 2008 hatten wir 6.600 Besucher und 14 Teilnehmenden Kinos. In diesem Jahr sind es bereits 22.700 Anmeldungen und 19 Kinos, die mitmachen.", sagt Lili Hartwig. Nach dem Beginn der Anmeldephase hatten sich 2017 innerhalb der ersten drei Tage bereits mehr als 300 Lehrer bei der KurzfilmAgentur Hamburg gemeldet, um sich für eine Veranstaltung eintragen zu lassen. In Schleswig-Holstein sieht der Trend ähnlich aus. Zum Start im Jahr 2002 gab es rund 11.000 Anmeldungen, mittlerweile gibt es im nördlichsten Bundesland über 60.000 Anmeldungen pro Jahr. „Auch Kinder, die normalerweise nicht ins Kino kommen, haben so die Möglichkeit, sich mal einen Film auf der großen Leinwand anzuschauen", sagt die Kultur- und Medienwissenschaftlerin Hartwig. Ob also als Belohnung für die Klasse oder weil es gerade gut in den Lehrplan passt – wir können die SchulKinoWoche allen Pädagogen in Hamburg, Schleswig-Holstein und dem Rest des Landes nur wärmstens empfehlen.

SchulKinoWoche Hamburg; SchulKinoWoche Schleswig-Holstein; Filmgalerie: Es war einmal Indianerland (Camino), Simpel (Universum/Gordon Timpen), die Pfefferkörner (Marion von der Mehden/ Wild Bunch Distribution), Alles gut (Rise & Shine Cinema), Manche hatten Krokodile (Tamtam)
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