11.09.2019 | Filmfest Hamburg 2019

Eine Filmreise um die Welt

Wer noch zu Hause auf der Netflix-Couch sitzt, sollte dem Möbelstück spätestens ab dem 26. September eine Auszeit können: Das Filmfest Hamburg startet mit insgesamt 144 Filmen in seine 27. Auflage, darunter zahlreiche mit norddeutscher Beteiligung. Wir zeigen euch, was ihr auf gar keinen Fall verpassen solltet.

Zehn Tage purer Kinogenuss: Vom 26. September bis 5. Oktober verwandelt sich Hamburg wieder in ein Mekka für Filmfans: Das Filmfest Hamburg wird 144 Produktionen aus 56!!! Ländern in die Hansestadt holen, darunter gleich mehrere Welt- und Europa-Premieren. Christian Schwochows Literaturverfilmung Deutschstunde wird ebenso ihre Weltpremiere feiern wie das Boxerinnen-Drama Gipsy Queen von Hüsyin Tabak. Und das schönste: Bei zahlreichen Filmen werden Cast- und Crewmitglieder vor Ort sein und über Entstehungsgeschichte und Dreharbeiten ihrer Filmbabys sprechen.

In den Sektionen "Hamburger Filmschau" stellt das Filmfest – wie der Name schon sagt – Werke vor, die in oder aus Hamburg heraus produziert wurden. Aber auch in der Sektion "Große Freiheit" werden gleich mehrere norddeutsche Filmperlen über die große Leinwand flimmern. Ihr wisst gar nicht, was ihr zuerst und zuletzt gucken sollt? Dann haben wir hier für euch ein paar Empfehlungen:

Deutschstunde

Bad Banks-Regisseur Christian Schwochow hat sich mit Deutschstunde an einen Siegfried Lenz-Klassiker getraut, den viele noch aus dem Deutschunterricht kennen dürften. Die Verfilmung mit Tobias Moretti und Ulrich Noethen wurde u. a. auf Nordstrand und Pellworm gedreht, das Drehbuch stammt von Heide Schwochow. Produzent ist die Hamburger Firma Network Movie. Die Romanadaption startet am 3. Oktober in den deutschen Kinos.

28.09., 18.45 Uhr CinemaxX 1

29.09., 14.00 Uhr Astor Filmlounge

7500

7500 ist in der internationalen Luftfahrt der Code für Flugzeugentführungen. Das Spielfilmdebut von Patrick Vollrath ist ein packender Thriller, der ausschließlich im Cockpit eines Flugzeuges spielt – mit Hollywood-Star Joseph Gordon-Levitt in der Hauptrolle. Produziert wurde der Film von der augenschein Filmproduktion mit Sitz in Köln und Hamburg. Ein Teil der Postproduktion fand ebenfalls in der Hansestadt statt.

27.09., 21:30 Uhr CinemaxX 8

02.10., 17:00 Uhr Abaton groß

Pelikanblut

Im Zentrum von Pelikanblut steht die emotionale und dramatische Beziehung zwischen einer Mutter – gespielt von Nina Hoss – und ihrer neuen Adoptivtochter: Eine berührende Geschichte, in der die Hamburgerin Katrin Gebbe das Publikum mit Verzweiflung, starken Gefühlen und Konflikten, aber auch seelischen Grenzen konfrontiert. Produziert wird das Drama von der Hamburgerin Verena Gräfe-Höft (Junafilm).

29.09., 18:30 UhrCinemaxX 1

04.10., 16:15 Uhr Passage

Douglas Sirk Preis

Bereits seit 1995 wird der Douglas Sirk Preis im Rahmen des Filmfest Hamburg an Persönlichkeiten verliehen, die sich um Filmkultur und Filmbranche verdient gemacht haben. Der erste Preisträger war damals Clint Eastwood - in diesem Jahr wird Schauspielerin Nina Hoss ausgezeichnet. Und das Publikum kann sich direkt auf zwei Filme mit ihr freuen: "Das Vorspiel" von Filemmacherin Ina Weisse, sowie "Pelikanblut" von der Hamburger Regisseurin Katrin Gebbe und Produzentin Verena Gräfe-Höft (Junafilm). Beide Filme laufen in der Sektion "Große Freiheit"

Gipsy Queen

Im Film Gipsy Queen von Filmemacher Hüseyin Tabak (Dor Film West) arbeitet die alleinerziehende Roma Ali als Putzkraft in der Hamburger Kiezkneipe "Zur Ritze". Als sie im Keller den Boxring entdeckt, kehren die Enrinnerungen an das Training mit ihrem Vater zurück. Gipsy Queen wurde zum Großteil in Hamburg gedreht.

28.09., 21:45 Uhr CinemaxX 1

Das mitreißende Drama basiert auf einer wahren Geschichte. Iran, Februar 1979. Nach dem Sturz des Schahs fegt die Islamische Revolution über das Land. Die junge Chemikerin Beate (Katrin Röver) folgt ihrem Ehemann Omid (Reza Brojerdi), einem in der DDR lebenden, iranischen Dissidenten, in dessen Heimat. Doch nach der anfänglichen Aufbruchstimmung spitzt sich die Lage für Beate und ihre achtjährige Tochter rasch zu. Während die neue Revolutionsregierung sich immer mehr in ein gnadenloses Regime verwandelt, muss Beates Familie eine verhängnisvolle Entscheidung treffen. Das Drama von Hossein Pourseifi (Drehbuch/Regie) wurde von der Hamburger Firma Little Dream Entertainment produziert.

02.10., 19:00 Uhr Passage

Das Filmfest in Zahlen
  • Die Filme kommen aus 56 unterschiedlichen Ländern
  • Es gibt insgesamt 12 Sektionen (Freihafen, Transatlantik, Hamburger Filmschau, Veto!, Voila!, Vitrina, Asia Express, Eurovisuell, Kaleidoskop, Große Freiheit, Televisionen, MICHEL)
  • 5 Hamburger Kinos werden das Programm auf die große Leinwand bringen (CinemaxX Dammtor, Metropolis, Abaton, Passage, Studio-Kino). Zusatzveranstaltungen in der Hapag-Lloyd Zentrale und in 8. Filmfest ums Eck-Stadtteilkinos
  • 5 Filme feiern Weltpremieren
  • 3 internationale Premieren und 4 Europapremieren gibt's zu sehen
  • 29 Debütfilme
  • 11 Preise werden vergeben
  • Die Preisgelder beim Filmfest Hamburg betragen insgesamt 110.000 Euro

Bonnie & Bonnie

Im letzten Jahr drehte Regisseur Ali Hakim sein neues Drama "Bonnie & Bonnie" in Hamburg Wilhelmsburg. Worum geht's'? Zwei junge Mädchen kämpfen um ihre Liebe und brechen aus ihrem bisherigen Leben aus. Yara und Kiki gehören zu zwei rivalisierenden Straßengangs in dem Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Als sich die beiden Mädchen verlieben, darf niemand etwas davon erfahren – ihre Cliquen nicht und vor allem nicht Yaras albanischstämmige Familie. Doch bald taucht ein Handyvideo im Netz auf, das die geheime Beziehung verrät. Yara und Kiki gehen aufs Ganze. Sie überfallen einen Kiosk, klauen ein Auto und verlassen die Stadt – verfolgt von der Polizei und Yaras Bruder. Produziert wurde "Bonnie & Bonnie" von der Hamburger Firma Riva Film. Das Drehbuch schrieb Hakim gemeinsam mit Maike Rasch.

27.09., 19:00 Uhr CinemaxX 8

28.09., 20 Uhr Zinnwerke

Cunningham

Der Dokumentarfilm Cunningham von Filmemacherin Alla Kovgan erweckt die legendären Choreografien von Merce Cunningham – getanzt von den letzten Mitgliedern seiner berühmten Company – noch einmal zum Leben. In poetischen Bildern begleitet der Film Cunninghams künstlerischen Werdegang in der Zeit von 1944 bis 1972. Unterstützt durch die 3D-Technologie verbinden sich seine Geschichte und seine Ideen zu einer emotionalen Reise in die Welt des Choreografen. Die internationale Koproduktion hatte mehrere Drehtage in Hamburg und Schleswig-Holstein und wurde beim Filmfestival in Toronto uraufgeführt.

03.10., 16:00 Uhr Passage

Das rote Coupé

Ali, 30 Jahre alt, arbeitet für ein Handelsunternehmen. Alleinerziehend wohnt er mit seinem fünfjährigen Sohn Amir-Hossein in einem kleinen Haus im Süden Teherans. Er möchte alles dafür tun, die Liebe seines Sohnes für Autos zu befriedigen. Nachdem er genug Geld von seinen Freunden und der Bank geliehen hat versucht er das Auto eines Freundes zu kaufen. Doch stattdessen führt die massive Inflation zu einem starken Preisanstieg, weshalb der Handel platzt. Zutiefst enttäuscht, setzt Ali alles daran das Versprechen zu halten, welches er gemacht hat. Produzent und Drehbuchautor des Films ist der iranische Filmemacher Mohammad Rasulo, der auch in Hamburg einen Wohnsitz hat. Regie führte Ashkan Najafi.

29.09., 16:15 Uhr Passage

30.09., 20:00 Uhr Hansa Filmstudios

Red Fields

Red Fields ist eine Adaption der israelischen Rock Oper "Mami" aus den 80ern, die dort mittlerweile Kult ist. In insgesamt 17 Songs wird die unglaubliche Geschichte von Mami erzählt, die aus ihrer heruntergekommen Stadt nach Tel Aviv flieht und nach einer wilden und abenteuerlichen Reise Premierministerin von Israel wird. Der Film von Regisseurin Keren Yedaya hat bereits zwei Preise beim Filmfestival in Israel gewonnen und wurde von Michael Eckelt und seiner Hamburger Firma Riva Filmproduktion koproduziert. Die Sound-Postproduktion hat in den Konken Studios in Hamburg stattgefunden. Der Film feierte beim TIFF in Toronto seine Weltpremiere.

02.10., 19 Uhr, Abaton groß
03.10., 15.30 Uhr CinemaxX 2

Noahs Land

Ein Sohn begleitet seinen Vater auf dessen letzter Reise in sein Heimatdorf: Mit „Noahs Land" läuft das Langfilmdebut des türkischen Nachwuchsregisseurs und Drehbuchautors Cenk Ertürk auf dem diesjährigen Filmfest Hamburg. Das Drama hatte bereits Weltpremiere auf dem Tribeca Filmfestival in New York und wurde von der Hamburger Firma klinkerfilm koproduziert.

29.09., 19:15 Uhr Studio Kino

01.10., 16:30 Uhr CinemaxX 2

In "Olanda" begleitet der Hamburger Regisseur Bernd Schoch in Rumänien Pilzsammler bei der Arbeit, die über Monate in provisorischen Zeltlagern entlang der Transalpina leben. Der Dokumentarfilmer zeigt dem Zuschauer dabei sowohl die magische Welt der Karpaten als auch die komplexen wirtschaftlichen Strukturen hinter dem Pilzhandel. Im Rahmen der Berlinale feierte der Film seine Weltpremiere.

29.09., 20:30 Uhr Metropolis

Geheimnisvoll, unheimlich und faszinierend zugleich: Regisseur Victor Moreno erforscht in The Hidden City — koproduziert vom Hamburger Filmemacher Dirk Manthey — die verborgene Welt unter Madrid. Ein Tauchgang in ein in endlos verzweigtes Labyrinth von Tunneln, Abwasserkanälen und Metrostationen. Der Film lief 2018 im Hauptwettbewerb des internationalen Dokumentarfilmfestivals IDFA Amsterdam und ist jetzt erstmalig in Deutschland auf der großen Leinwand zu sehen. Das Drehbuch schrieb Moreno gemeinsam mit Rodrigo Rodríguez und Nayra Sanz Fuentes.

01.10., 21:30 Uhr CinemaxX 2

Dieter Meier - ein Zufall

Dieter Meier – Spieler, Poet, Schriftsteller, Filmer, Fotograf, Bonvivant und Stimme von »Yello«, Ende der 70er Jahre in Zürich gegründet und bis heute ein Projekt voller Expressivität und Experimentierfreude. Über 30 Jahre lang hat Peter Sempel den Schweizer Künstler und seine extreme Energie und Vielseitigkeit gefilmt. Viele Aufnahmen, ob in Hamburg, New York, Los Angeles, Marrakesch oder im Himalaya, entstanden durch Zufall und korrespondieren mit Meiers babylonischer Arbeitsweise, die selbst oft vom Zufall geleitet ist.

28.09., 21:45 Uhr Metropolis

Die Liebe frisst das Leben - Tobias Gruben, seine Lieder und die Erde

Seine Bands »Cyan Revue« und »Die Erde« inspirieren bis heute Musikgruppen wie »Messer« oder »Isolation Berlin«, doch Tobias Gruben blieb zeitlebens ein Geheimtipp. Mitten in der vibrierenden Musikszene in Hamburg Ende der 80er Jahre berauschte er sich sowohl an seiner Liebe zur Musik als auch an allerlei Drogen. Und neben dem Erfolg suchte er vor allem die Anerkennung seines Vaters. Der Film beleuchtet den Lebensweg einer getriebenen Existenz, spricht mit Wegbegleitern wie Rocko Schamoni und FM Einheit und lässt mit teils unveröffentlichten Archivaufnahmen das Genie Gruben wieder leuchten.

29.09., 18 Uhr Metropolis

7500: Augenschein
Bonnie&Bonnie: Rivafilm/Svenja von Schultzendorff; Cunningham: Camino; Das rote Coupe: Pouyan Behagh; Deutschstunde: Network Movie / Wild Bunch Germany / Georges Pauly; Die Liebe frisst das Leben: Field Recordings; Dieter Meier: Blacksunflower; Gipsy Queen: DOR Film; Morgen sind wir frei: Little Dream Entertainment; Noahs Land: klinkerfilm; Olanda: Fuenferfilm; Pelikanblut: DCM; Red Fields: Riva Filmproduktion; Das rote Coupe: Cosmopol; The hidden city: Shellac/Dirk Manthey
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