MOIN Filmförderung Hamburg Schlwesig-Holstein

Liebesdrama im Hamburg der 20er Jahre

29.09.2021 | Für “Die Geschichte meiner Frau“ zeigt Hamburg seine historische Seite

Zurück in die Vergangenheit: Setfoto der Dreharbeiten in der Hamburger Speicherstadt

Großes europäisches Arthousekino kündigt sich für das Filmfest Hamburg an. So wird die renommierte und vielfach preisgekürte ungarische Regisseurin und Drehbuchautorin Ildikó Enyedi ihren jüngsten Film „Die Geschichte meiner Frau" am 6. Oktober als Deutschlandpremiere an der Elbe vorstellen. Das opulente Drama um Liebe und Eifersucht spielt zu wesentlichen Teilen in Hamburg, an Schauplätzen wie dem Hafen, der Speicherstadt, auf den Kanälen in der City und vor und im Hotel Atlantik.

Mit dem gleichnamigen Roman ihres Landsmanns Milan Füst hat die ungarische Regisseurin erstmals eine Literaturvorlage adaptiert. In dem Film, der im Wettbewerb von Cannes Anfang Juli seine Uraufführung erlebte, erzählt die ungarische Regisseurin wie schon bei ihrem mit dem Goldenen Bär ausgezeichneten Film „Körper und Seele" erneut eine außergewöhnliche und epische Liebesgeschichte, die entsprechend der Romanvorlage in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts angesiedelt ist. In den Hauptrollen brillieren die französische Starschauspielerin Léa Seydoux als Lizzy, Gijs Naber als niederländischer Kapitän und Louis Garrel als sein Rivale.

Léa Seydoux, Gijs Naber und Louis Garrel

Jakob Störr (Gijs Naber) ist ein versierter und selbstbewusster niederländischer Schiffskapitän, der sich aber wünscht, einmal in den Hafen der Ehe einzufahren. In einem Restaurant wettet er, die erste Frau zu heiraten, die das Lokal betritt. Da kommt die junge Französin Lizzy (Léa Seydoux) herein - und das Schicksal nimmt seinen lauf. Das Liebes- und Ehedrama ist an Schauplätzen in Paris , Budapest, Malta und Hamburg entstanden. „Ildikó Enyedi hatte schon beim Drehbuchschreiben Hamburg im Sinn, denn das Paar zieht von Paris in eine andere Stadt, die im Film eben Hamburg geworden ist . Außerdem hat die ungarische Regisseurin eine starke persönliche Beziehung zur Stadt", erklärt Jonas Dornbach von der Berliner Komplizen Film, der gemeinsam mit Maren Ade und Janine Jackowski als deutsche Produzenten des Films fungiert. Bereits der Debütfilm der Regisseurin „Mein 20. Jahrhundert" (1989) wurde von der Hamburger Filmförderung unterstützt und bei den Dreharbeiten in der Hansestadt habe sie ihren Ehemann, der aus Hamburg stammt, kennengelernt. Sie spreche gut Deutsch und sei in Hamburg auch ortskundig.

Kapitän Jakob Störr (Gijs Naber) und Lizzy (Léa Seydoux )

Die Story im Rahmen der 20er Jahre verlangt produktionstechnisch einen hohen Aufwand, um diese Zeit wieder glaubhaft auferstehen zu lassen: „Es ist großes Historien- und Kostümkino im besten Sinn, das auch ein Gesellschaftsbild dieser Zeit entwirft", sagt Dornbach. Ob die Ausstattung der Innenräume wie Wohnungen, Bars, Hotelsuiten, Schiffsdecks und -gänge oder die Schiffsräume unter Deck wie auch die Sets für die Außenszenen, sie mussten alle zeitgetreu hergestellt sein. Und Ildikó Enyedi und ihr Kameramann Marcel Rév, die für ihren Film auf 35mm-Material setzten, legen großen Wert auf eine aufwändige Lichtgestaltung der Szenen, die dem Film eine besondere Atmosphäre und Magie verleihen. Für die Szenenausstattung hat Enyedi erneut mit der Setdesignerin Imala Láng zusammen gearbeitet, die bereits bei „Körper und Seele", mitwirkte. Die Welt in Paris (die in Budapest gedreht wurde) bildet einen Kontrast zu Hamburg, insbesondere zum Hafen mit seinen Schiffen, der die Welt des Kapitäns repräsentiert.

Hamburg war Dank der großartigen Ausstattung schon während der Dreharbeiten kaum wiederzuerkennen. Nur das Graffiti passt noch nicht

Für die Dreharbeiten in der Hansestadt kamen zahlreiche regionale Filmschaffende mit an Bord. Für die Maske wurde Barbara Kreuzer aus Hamburg gewonnen, Europäische Filmpreisträgerin für „Unter dem Sand" (2016). „Es ist phantastisch, wie sie arbeitet. Wir waren alle bereits begeistert, als wir die ersten Make-up-Tests für Léa Seydoux gesehen haben", sagt Dornbach. Als Art Director für den Dreh in Hamburg fungierte Vicky von Minckwitz, „die wir bereits aus der Arbeit an unserem Film ‚Toni Erdmann' kennen." Unterstützt wurde sie vom Szenenausstatter Jan Mueller aus Hamburg und der Außenrequisiteurin Petra Jakubowski.

Regisseurin Ildiko Enyedi und Hauptdarsteller Gijs Naber während einer Drehpause in der Speicherstadt
Alte Marktstände am St. Annenufer und Neuerwegsbrücke

Es gab viel zu tun für diese Crew. Etwa für alle Schiffs-Szenen, die auf den zwei Museumsschiffen im Hamburger Hafen entstanden sind, dem ehemaligen Stückgutfrachter MS Bleichen sowie dem alten Dampfschiff-Eisbrecher Stettin. Weitere Motive befinden sich in der Speicherstadt mit den Lagerhäusern, Brücken und Kanälen, ebenso auf den Fleeten entlang des Herrengraben und der Admiralitätsstraße. Allein zwei Drehtage gehörten der Trostbrücke, wo der Kapitän mit seiner Frau in Hamburg zu Hause ist. Dort sind übrigens wie auch vor dem Hotel Atlantic Nachtaufnahmen realisiert worden. Das „weiße Schloss an der Außenalster," einst als Grandhotel für die Passagiere der Hamburg-Amerika-Schifffahrtslinie erbaut, bildet auch mit seinen Festräumen die Kulisse für eine Maskenball-Szene, dem Kulminationspunkt des Films.

Historische Boote in den Kanälen der Speicherstadt beim Dreh

Die Szenerie an der Trostbrücke wurde mit historischen Schildern und Plakaten ausstaffiert. Für diverse Szenen in der Speicherstadt wurden an der Kreuzung St. Annenufer und Neuerwegsbrücke alte Marktstände errichtet, auf den Straßen fahren Oldtimer und auch auf den Fleeten kommen historische Schiffe und Barkassen ins Bild, eine Leihgabe aus dem Museumshafen Övelgönne. „An diesen Locations waren umfangreiche Absperrungen nötig", berichtet Alexandra Luetkens von der Film Commission Hamburg: „Es wurden weit im Vorfeld bereits Gespräche mit städtischen Behörden und weiteren Genehmigungsgebern geführt wie etwa mit der Hamburg Port Authority, um diese Dreharbeiten mitten in der Stadt überhaupt zu ermöglichen. Motivaufnahmeleiter Robert Seemann habe hierfür alle organisatorischen und planerischen Vorarbeiten geleistet." Auch mit der Produktion und der Regisseurin habe sich die Film Commission schon lange vor dem Dreh zur Motivbesichtigung in der Stadt getroffen, um die Orte zu inspizieren, die für ein historisches Hamburg stehen. „Da sind wir stolz darauf, dass wir in Hamburg diese Plätze noch finden können, wo sich historische Aufnahmen realisieren lassen", so Luetkens. Die Moin Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein hat die Produktion mit insgesamt 450 000 Euro unterstützt. Rund eine Million Euro hat die Produktion wieder am Standort ausgegeben.

Credits: Filmstills: Alamode Setfotos: Hannah Csata Außer "Foto Alte Markstände": MOIN Filmförderung/Alexandra Luetkens
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