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Ein Goldener Bär für Hamburg

01.03.2020 | Berlinale 2020: Rasoulof gewinnt

Das Drama "Es gibt kein Böses" des im Iran festgehaltenen Wahlhamburgers Mohammad Rasoulof wurde am Samstagabend mit dem Goldenen Bären gekürt. Für ihre Dokumentation "Garagenvolk" gewann Regisseurin Natalija Yefimkina zudem den Heiner Carow Preis 2020.

Die Weltpremiere von Es gibt kein Böses musste am Freitagabend auf der Berlinale ohne seinen Regisseur Mohammad Rasoulof stattfinden. Noch immer darf der im vergangenen Jahr in seinem Heimatland verurteilte Filmemacher den Iran nicht verlassen. Seit 2012 hat Rasoulof seinen Wohnsitz in Hamburg.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: "Was für eine großartige und verdiente Auszeichnung für Mohammad Rasoulof und was für ein Erfolg auch für die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, die sich erneut über einen Berlinale-Bären für einen von ihr geförderten Film freuen kann. Der Preis unterstreicht auch, wie politisch der Film und die Berlinale sind. Hoffentlich kann Rasoulof den Bären bald selbst in die Hände nehmen. Ich hoffe sehr, dass er möglichst schnell wieder aus dem Iran in seine Wahlheimat Hamburg ausreisen darf. Der Preis zeigt, dass die Welt weiter auf Rasoulof schaut und man sein Werk und seine Gedanken nicht wegsperren kann. Die Auszeichnung erinnert uns daran, wie fragil die Freiheit der Kunst ist und wie sehr wir auf sie achten müssen. Auch hier bei uns!"

Helge Albers, Geschäftsführer der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein: "Mit dem Goldenen Bären für Mohammad Rasoulof hat die Berlinale-Jury einen herausragenden Film von einem der relevantesten Regisseure unserer Zeit geehrt. Sie hat aber auch ein wichtiges Zeichen gesetzt – für die Kunstfreiheit und gegen die Unterdrückung unabhängiger Filmschaffender. Wir wollen, dass Rasoulof bald zurück nach Hamburg kehren kann und hoffen, dass er künftig ohne Einschränkungen seiner Arbeit nachgehen darf. Heute steht jedoch die Freude für diese Auszeichnung im Mittelpunkt! Unsere Glückwünsche gehen auch an Tamtam Film und die Filmemacherin Natalija Yefimkina für den Preis an einen der warmherzigsten Filme der Berlinale."

Mehr zu den Filmen: In "Es gibt kein Böses" geht der Regisseur in vier Episoden der Frage nach, inwieweit Menschen in einer autoritären Herrschaft für ihr Handeln selbst verantwortlich sind, ganz gleich, was sie anderen antun. Deutscher Produzent ist die Hamburger Cosmopol Film.

Im Dokumentarfilm "Garagenvolk" von Natalija Yefimkina (Tamtam Film, Hamburg) erstrecken sie sich ins Unendliche: Garagen, hinter deren rostigen Toren sich alles, nur keine Autos finden. Es sind Refugien des russischen Mannes, Fluchtpunkt aus einem trostlosen Alltag und Projektionsfläche großer Träume. Der Film lief auf der Berlinale in der Sektion "Perspektive Deutsches Kino".

Die Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein war mit sieben Weltpremieren auf der Berlinale 2020 vertreten. Weitere 12 Filme liefen in der Reihe "LOLA@Berlinale".

Mehr zu den Preisen: Mit dem Goldenen Bären wird bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin der beste Langfilm im internationalen Wettbewerb prämiert. Der Goldene Bär gilt damit als wichtigste Auszeichnung des Festivals.

Mit dem Heiner Carow Preis erinnert die DEFA-Stiftung an den Filmregisseur Heiner Carow. Ausgezeichnet wird ein deutscher Spiel-, Dokumentar- oder Essayfilm aus der Sektion Panorama. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Über die Vergabe entscheidet eine jährlich wechselnde dreiköpfige Jury.

Mehr zu Mohammad Rasoulof: Seit 2012 hat Mohammad Rasoulof seinen Wohnsitz in Hamburg. Im September 2017 hatten iranische Behörden Rasoulofs Pass einbehalten, als dieser vom Telluride Film Festival nach Teheran zurückkehrte. Die iranischen Revolutionsgarden warfen ihm "Gefährdung der nationalen Sicherheit" und "Propaganda gegen die islamische Regierung" vor. Dieser Propagandavorwurf führte Mitte September 2019 zu einer Verurteilung durch die Abteilung 26 des Revolutionsgerichts. Mohammad Rasoulof wurde zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zu einem zweijährigen Reiseverbot verurteilt. Außerdem wurde ihm die Mitgliedschaft in politischen und sozialen Organisationen untersagt.

Im Jahr 2005 war Mohammad Rasoulof erstmals bei Filmfest Hamburg zu Gast und ist dem Festival seitdem freundschaftlich verbunden. Sein Film "A Man of Integrity" wurde 2017 in Cannes mit dem Hauptpreis der Sektion "Un Certain Regard" ausgezeichnet. Beim Filmfest Hamburg 2019 der Film "Das rote Coupé" von Ashkan Najafi, das Drehbuch schrieb Mohammad Rasoulof, der den Film auch mitproduzierte. Beide Filme wurden von der FFHSH unterstützt.

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